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18.05.2015

Ich liebe einen Asperger

Ich lebe ja nicht nur mit einem Kleinen Autisten - Meinen Sohn - zusammen,
Ich lebe auch mit einem Erwachsenen Autisten zusammen und ich liebe Ihn.


Unser zusammenleben ist ein auf und ab, wie eine Achterbahnfahrt.
Gebe ich ganz ehrlich zu.
Zu sagen, heeeey es ist total easy und leicht, wäre gelogen.
Aber ich weiß, das wir das auf beiden Seiten so empfinden.
Denn es ist auch nicht einfach mit einem Neurotypischen zusammen zu leben *lächel*

Wir Streiten wie andere Paare auch.
Da ich vorher nur mit Neurotypischen Menschen zusammen war, kann ich jetzt ganz gewiss sagen, wir streiten auf einer ganz anderen Ebene. Es ist hier wirklich ganz anders.
Manchmal auch etwas Extremer.
Warum?
Ich als NT Funktioniere Emotional.
Mein Mann funktioniert Rational ( er hat reichlich Emotionen, aber anders).
In einem Streit sage ich irgendwann,, Stopp", weil mein Emotionales Level erreicht ist. Ich ruhe brauche. Nachdenken muss.
Währendessen Diskutiert mein Mann weiter, Rational, auf einer ebene die mir schnell arg weh tut, was er aber nicht so empfindet wie ich. Sagt er auch selbst.
Für Ihn ist erst dann Stopp wenn er das Gespräch richtig verstanden hat. Da es sonst zu einer Gedankenschleife kommt, die lange erhalten bleibt und er in der zeit nichts anderes machen kann. Eine Explosion im Gehirn.
Dazu kommt, das seine Wahrnehmung eben anders ist als meine. Er wird schnell laut, hat einen Cholerischen Ton, den ich falsch verstehe weil mir Tonlage, Mimik, Gestik wichtig ist und ich somit einiges falsch empfinde.
Man streitet also wirklich auf einer anderen Ebene.
Bei meinem Mann ist nach einiger Zeit alles wieder okay. Wo ich allerdings dann länger brauche, weil ich Emotional angeschlagen bin.
Alles nicht so einfach.
Und es kann schnell zum Streit kommen, in Emotionalen Situationen, wo mein Mann für mich zu Rational reagiert.Dann muss ich mir immer wieder vor Augen halten *RW* das mein Mann anders denkt als ich. Anders Empfindet als ich. Auch nicht so einfach.

In schönen Situationen sind diese aber auch Intensiver weil sie Ehrlicher sind.
Durch seine Rationale Sicht auf einige Dinge,fällt es mir leichter es nicht so emotional zu sehen. Sondern wirklich mal mit dem Kopf, Rational zu sehen. Man bekommt eine andere Sicht auf viele Dinge, was aufjedenfall Positiv ist.

Er behält oft einen Kühleren Kopf *RW* und kann mich dann auch beruhigen.

Hier ist es ein geben und nehmen, so wie es sein sollte.
Mit ecken und kanten *RW*

Es kostet extrem viel Kraft, das gebe ich ehrlich zu.
Und ich kann auch verstehen, wenn Menschen sagen, uiiii das könnte ich nicht.
Aber hier ist ein Zusammenhalt, den ich so nicht kannte.
Trotz Höhen und tiefen, würde ich ihn immer wieder heiraten, auch wenn ich hin und wieder fluche *lächel*

Ich verstehe ihn nicht immer. Er versteht mich auch nicht immer.... aber wir schaffen alles. Zusammen !

Er ist doch gar nicht Auffällig...

... Er verhält sich doch, wie mein Kind !


Wie oft ich diesen Satz in den letzten Monaten gehört habe, kann ich nicht mehr zählen.
Ich habe ein starkes Kind. Ein kleinen Autisten mit einer extrem Starken Persönlichkeit....
Sehr selbstbewusst, Offen, Freundlich, Neugierig.

,, Er fühlt sich doch sehr wohl "
,, Er verhält sich doch normal, in Sozial Situationen, mit anderen Kindern "
,, Er spielt doch auch mit anderen Kindern zusammen "
etc....

Luke hat Freunde. Er ist bei seinen Freunden, im Gegensatz zu anderen Menschen, sehr Distanzlos.
Er fühlt sich wohl mit Ihnen, würde am liebsten von morgens bis Abends mit denen zusammen toben und spielen. Er mag Sie.
Das freut uns sehr, denn selbstverständlich ist das nicht.
Jetzt sagen natürlich Menschen, die mit dem Thema Autismus nicht so viel zu tun haben, bzw auch Luke nicht so gut kennen : Ist doch alles Super ! Wo liegt denn das Problem?!

Das Problem, wenn man es so nennen kann, Luke ( und ich weiß von anderen Erwachsenen Autisten das es bei Ihnen auch so ist ) will das diese Schöne Situation niemals enden soll.... Keine Pause beim Spielen. Am liebsten jeden Tag draußen mit den ganzen Kindern Toben und spielen und lachen ... Alles das, was Kinder halt so machen. Mit dem Unterschied, Luke funktioniert da etwas anders.

Kinder sind abends nach dem Spielen  müde und schlafen in ruhe ein. Am nächsten Tag geht der Spaß von vorne los. Völlig unbeschwert.

Luke allerdings, weiß nicht wie er sich in einigen Situation verhalten soll. Er Scannt die Kinder, was gut ist, aber enorm viel Kraft  kostet. Dazu dann die Reize : Lautstärke der Kinder, Lautstärke der Umgebung,  Helligkeit, Wetter , Regeln einhalten etc.... Luke ist die ganze zeit auf Hochtouren, will dies aber nicht beenden in dem er sich ruhe gönnt, sondern macht weiter weil die Situation so schön ist und niemals enden soll. Wenn keine Reize mehr aufgenommen werden können, funktioniert nichts mehr.
Es beginnt mit Aggressionen, wildes Rum laufen, eine einfache frage nicht mehr mit nein oder ja beantworten können. Absolut Planlos...
Beispiel : Tranpolin bei der Nachbarin : Luke Tranpolin hoch, runter, hoch, runter, hoch, runter.. keine Entscheidung mehr treffen könn... es folgt das wahnsinnige laute schreien, nicht zu vergleichen mit einem schreien weil jemand sein willen nicht bekommt. Er schreit mit aller Kraft, dazu aggressiv, greift alles an was in der nähe ist, eine Explosion. Schon öfter gehabt das es dann mit erbrechen weiter geht.
Was tun?
Hier zu hause, die Situation schon erkennen, bevor es so arg explodiert.
Ich bring Ihn in sein Bett, Zimmer ist dunkel, keine sichtbaren und hörbaren Reize.
Unterwegs beim Einkaufen, natürlich nicht so leicht. Aber auch da bring ich ihn in Sicherheit, lass ihn in ruhe ( kein anfassen) gebe ihm keine neuen Reize, sondern passe auf .
Was andere Leute denken, ist mir total egal.
Ich schäme mich nicht, ich rechtfertige mich nicht und ich entschuldige mich auch nicht. Wofür auch? Dafür das mein Kind so empfindet und es raus lassen muss wenn es zu viel in seinem Kopf wird.
Diskutieren tu ich in dem Moment auch nicht mit meinem Kind. Das würde die Sache schlimmer machen.
Sobald er sich beruhigt hat, rede ich normal mit Ihm.
Was wir allerdings nicht machen, nach so einer Situation, wieder von vorne anfangen. Sprich, wenn er einen Overload / Meltdown und dann Shutdown ( ruhe, schlafen) hatte und sich beruhigt hat, ist der restliche Tag hier auch ruhig. Er geht nicht mehr nach draußen mit den Kindern spielen, sondern wir machen es Uns gemütlich. Ganz entspannt.
Der nächste Tag beginnt dann ruhig und ich gucke ob er wieder Fit ist um mit den Kindern zu spielen oder noch etwas ruhe braucht. Luke kann sich noch nicht allein zurück ziehen, er hat noch kein ,,Werkzeug" um sich beruhigen zu können.
Ich empfinde es als Pflicht, das wir Eltern das übernehmen, bis die Kinder es allein schaffen.
Ich beobachte mein Kind genau, das hat nichts damit zu tun das ich ihn kontrolliere etc.
Ich weiß aber, wenn sein Kopf explodiert, das ich sofort zur stelle sein muss, sofort handeln muss.
Ich weiß, wenn man das nicht tut, es noch schlimmer wird.

Kinder zu fordern ist gut. Kinder zu überfordern nicht !
Wenn mein Kind ein Shutdown hat, und ich Ihn sofort wieder in die Situation schicke, weiß ich es dauert nicht lange bist der nächste Shutdown da ist und es dauert umso länger bis er sich davon erholt hat.


Also noch mal :  Es ist alles gut? mein Kind verhält sich wie dein Kind ?
Oder auch sehr beliebt : Da muss das Kind durch !!!

Nein !
Ich bin Stolz auf mein Kind.
Ich schäme mich nie für mein Kind. Warum auch? weil er so ist wie er ist?
weil die Menschen einen komisch angucken? Die Menschen finden doch immer einen Grund um zu lästern oder komisch zu gucken ;)

Achtet auf eure Kinder !
Lebt mehr miteinander !!!